Karriere bei der Bundeswehr: Chancengerechtigkeit beginnt beim Assessment
Bundeswehr

Praxisbeispiel Bundeswehr: Chancengerechtigkeit beginnt beim Assessment

Diversity, auch Vielfalt oder Heterogenität genannt, beschreibt das Vorhandensein von Unterscheidungsmerkmalen zwischen Menschen. Für die Bundeswehr trifft dies ebenfalls zu. Auch hier gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Menschen, deren Potential es zu fördern gilt.

Daher ist die Bundeswehr (als Arbeitgeber) bestrebt, allen Bediensteten bei gleicher Eignung, Leistung und Befähigung, vergleichbare Realisierungschancen in Bezug auf ihre beruflichen Perspektiven anzubieten und sicherzustellen. Dabei spielt das Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr (ACFüKrBw) eine essenzielle Rolle.

Das Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr

Das ACFüKrBw führt das Auswahlverfahren für Führungskräfte der Bundeswehr sowohl für die Offizierlaufbahn (militärische Verwendung) als auch für die zivilen Laufbahnen (gehobener und höherer Dienst der Bundeswehr) zentralisiert in der Mudra-Kaserne in Köln durch. Dies umfasst den gesamten Prozess von der Bearbeitung der eingehenden Bewerbungen, über das Auswahlverfahren an sich, bis hin zur Einplanung bzw. Einstellung in die Bundeswehr.

Somit stellt das ACFüKrBw im Rahmen der Eignungsfeststellung für alle Bewerbenden den Beginn einer Karriere innerhalb der Bundeswehr dar.

Das Assessmentverfahren der Bundeswehr basiert auf dem Artikel 33 Abs. 2 des Grundgesetzes. Dieser verankert den verfassungsrechtlichen Grundsatz der Bestenauslese. Das bedeutet, dass ausschließlich die Leistungen eines Bewerbenden erfasst werden, welche für den zukünftigen Beruf maßgeblich sind. Diese Leistungen werden dann mit allen anderen Bewerbenden eines Einstellungsjahres verglichen. Im sogenannten Gesamtbewerbervergleich kann dann über eine mögliche Verwendung innerhalb der Bundeswehr eine objektive Entscheidung getroffen werden.

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Karriere in Zahlen

  • 50% aller Mitarbeitenden am ACFüKrBw sind weiblich
  • Im Jahr 2020 kamen 27,2% aller Bewerbungen für die Offizierlaufbahn von Frauen
  • 25,9% Frauen wurden 2020 in der Offizierlaufbahn eingestellt

Ablauf der Assessmentverfahren bei der Bundeswehr

Die Assessmentverfahren der unterschiedlichen Laufbahnen am ACFüKrBw (gehobener und höherer Dienst / Offizierlaufbahn) unterscheiden sich minimal, wobei die wesentlichen, im Folgenden dargestellten Bausteine, gleich sind.

Einweisung

Am Tag der Anreise werden die Bewerbenden in einem Einweisungsvortrag über den Ablauf und die Zielsetzung des Assessmentverfahrens aufgeklärt. Dieser bildet somit einen gleichen Abholpunkt für aller Bewerbenden. Ziel ist, dass Verfahren des Assessments für alle transparent zu gestalten.

Ärztliche Untersuchung

Bei der medizinischen Untersuchung wird die gesundheitliche Eignung der Bewerbenden festgestellt. Hierbei wird sowohl eine allgemein körperliche Untersuchung durchgeführt, als auch die gesundheitliche Vorgeschichte betrachtet, um die Eignung für die gewünschten Verwendungen mit einem Prognosehorizont für die jeweilige Dienstzeit beurteilen zu können. Oberstes Gebot ist, dass die Kriterien der Durchführung zu Erhebung dieser Anamnese im Einklang mit dem Schutz der Intimsphäre und der körperlichen Unversehrtheit sowie dem Recht der informationellen Selbstbestimmung der Bewerbenden stehen.

Computerunterstützte Tests

Durch die Computer assistierten Tests werden Daten ermittelt, welche Informationen über intellektuelles und charakterliches Potential liefern. Die Bewertung dieser Tests wird nach einem speziell, auf die Anforderungen des jeweiligen Berufes, abgestimmten Maßstab vorgenommen. Sie decken daher nur den für die Bundeswehr relevanten Teil ab und beinhalten explizit kein Werturteil über die Bewerbenden.

Gruppensituationsverfahren und Interview

Im Gruppensituationsverfahren geht es um die Beobachtung von berufsrelevantem Verhalten. Auf die Tatsache der bewussten Entscheidung für die Bewerbung in einem Führungsberuf wird besonderen Wert gelegt. Das sogenannte Interview stellt das Bewerbungsgespräch dar, welches den Bewerbenden die Möglichkeit bietet, das Prüfpersonal von den eigenen Qualifikationen zu überzeugen. Eine Auswahlkommission besteht dabei mindestens aus 2 für diese Funktion ausgebildeten Personen. Diese bewerten die Leistung anhand fachlicher Vorgaben unabhängig voneinander. Darüber hinaus wird auf eine paritätische Zusammensetzung der einzelnen Auswahlkommissionen geachtet. Alle getroffenen Feststellungen sind von dem Prüfpersonal zu dokumentieren, um so eine Einordnung der Leistungen in den Gesamtbewerbervergleich nachhalten zu können. Nach dem Interview liegen alle, für die Eignungsfeststellung relevanten Testergebnisse vor, sodass im Rahmen der ganzheitlichen Betrachtung eine Entscheidung über die Eignung getroffen werden kann. Im Anschluss an die Eröffnung der Entscheidung haben die Bewerben die Möglichkeit, ein Feedback über die gezeigte Leistung zu bekommen.

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Statements

  • „Unsere Prüfer werden 6 Wochen intensiv ausgebildet“
  • „Hohe Standardisierung durch Einsatz von wissenschaftlichen Methoden/Instrumenten“
  • „Testfairness wird durch regelmäßige Fachaufsichten gewährleistet.“

Studienberatung

Das durch die Bundeswehr angebotene Studium ist zur Persönlichkeitsentwicklung ein maßgeblicher Baustein. Für jeden Studiengang, welche die Bundeswehr anbietet, ist ein Anforderungsprofil mit zu erreichenden Mindestwerten hinterlegt. Wenn schulische Leistungen oder erreichte Testergebnisse den einheitlich definierten Ansprüchen eines Studienganges genügen, erfolgt eine sofortige Empfehlung für diese Studienwünsche. Einem Studienberatungsgespräch müssen sich Bewerbende stellen, bei denen einzelne gezeigte Leistungen nicht den Anforderungen entsprechen.

Bewerbende für den Sanitätsdienst müssen sich, unabhängig ihrer gezeigten Leistung, einem Prüfgespräch, hinsichtlich einer Studienempfehlung, stellen.

Einplanung bzw. Einstellungsempfehlung

Nach positivem Auswahlverfahren beginnt der Einplanungsprozess der Bewerbenden zur Einstellung in die Bundeswehr. Gemessen an Leistung, Eignung und Befähigung findet die Bestenauslese statt, nach der die Einstellungen priorisiert vorgenommen werden. Die Einplanungsoffiziere stellen, nach Bedarf der Streitkräfte, Bewerbende mit einer konkreten Verwendungs- und Studienkombination für die Laufbahn der Offiziere des Truppendienstes bzw. des Sanitätsdienstes ein.

Analog dazu gestaltet sich der Einplanungsprozess für die zivilen Laufbahnen der Bundeswehr. Voraussetzung dafür ist neben der deutschen Staatsbürgerschaft u.a. ein eintragsfreies Führungszeugnis, eine positive Sicherheitsüberprüfung sowie ein positives Gesundheitsuntersuchungsergebnis.

Zahlen und Fakten

  • Im Jahr 2020 sind über 12.000 Bewerbungen für eine zivile Laufbahn am ACFüKrBw eingegangen
  • Mehr als die Hälfte aller Einstellungen im gehobenen und höheren Dienst (zivile Laufbahnen) waren Frauen

Die Gewinnung von Menschen verschiedenster Herkunft für die Bundeswehr, wird als Bereicherung für die Organisation als solche gesehen, um sich fortdauernd weiterzuentwickeln, mit dem Geist der Zeit zu wachsen und insgesamt die Vielfalt innerhalb der Bundeswehr und so auch die Bindung an die Gesellschaft zu stärken.

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