Chef:innensache-Jahresreport - auf dem Weg in die chancengerechte Zukunft Jahresreport 2024: ZUSAMMEN:FÜHREN auf dem Weg in die chancengerechte Zukunft
Unter dem Titel „Zusammen:führen“ hat die Initiative Chef:innensache ihren Jahresreport veröffentlicht. Dieser wurde auf der Chef:innensache-Jahreskonferenz am 15.10.2024 mit Expert:innen aus verschiedenen Branchen diskutiert. Bundeskanzler Olaf Scholz war ebenfalls auf dem Podium zu Gast. Für den Jahresreport wurden 1.500 Arbeitskräfte zu ihren Einstellungen gegenüber Karriere und in diesem Zusammenhang künstlicher Intelligenz im Beruf befragt. Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage im Überblick:
- Künstliche Intelligenz wird nur von einem Drittel der befragten Frauen (32%) als chancengerecht eingeschätzt, bei den Männern sind es 43% .
- Frauen haben weniger Vertrauen in KI als Männer (nur 32% im Vergleich zu 47% bei den Männern) und schätzen ihre eigenen Fähigkeiten mit der Technologie seltener als gut ein (30% respektive 43%).
- Der Wunsch nach einer Führungsposition bleibt gering. Die Lücke zwischen Männern (28%) und Frauen (22%) wird wieder größer.
Die Studie, für die Ende August 1.500 Arbeitnehmende in Deutschland befragt wurden, wird am 15. Oktober auf der Chef:innensache-Jahreskonferenz vorgestellt und von Expert:innen aus Politik, Bildung und Wirtschaft eingeordnet und diskutiert.
Männer sicherer im Umgang mit KI
„Mit dem Aufkommen von künstlicher Intelligenz entsteht ein neuer Faktor, der sich auf Chancengerechtigkeit im Beruf auswirkt“, erklärt Dr. Sandra Arndt, Geschäftsleitung der Initiative Chef:innensache: „Unsere Studie hilft, zu verstehen, wie Männer und Frauen die Technologie wahrnehmen und Empfehlungen abzuleiten, um die Chancen dieser neuen industriellen Revolution nutzen zu können.“ Wie die Umfrage zeigt, sind Männer im Umgang mit künstlicher Intelligenz aktuell erprobter. Frauen haben im beruflichen Kontext bisher weniger Kontakt mit KI (60% zu 69%), schätzen ihre spezifischen Fähigkeiten seltener als gut ein (30% zu 43%) und hegen seltener den Wunsch, den Umgang mit KI zu erlernen (49% zu 62%). Allerdings steigen diese Werte bei Befragten, die nach einer Führungsrolle streben.
Jede:r zweite Befragte schätzt zudem die Rolle von KI für die eigene berufliche Rolle als wichtig ein. Dabei werden insbesondere eine gestiegene Effizienz, eine höhere Qualität und mehr Datenschutz und Sicherheit als positive Aspekte der künstlichen Intelligenz wahrgenommen. Auf der anderen Seite befürchten die Befragten negative Auswirkungen auf die menschliche Interaktion, die Arbeitsplatzsicherheit und die Anerkennung für die eigene Arbeit.
„Es ist problematisch, dass Frauen aktuell die Chancen von KI als Zukunftstechnologie nicht ausreichend nutzen“, ordnet Dr. Julia Sperling-Magro vom Chef:innensache-Mitglied McKinsey die Ergebnisse ein: „Um Chancengerechtigkeit auch auf Führungsebenen zu erreichen, ist es wichtig, dass neben Pay-Gap und Care-Gap nicht auch noch ein KI-Gap hinzukommt. Hier haben Unternehmen einen großen Hebel, für bessere Information und Weiterbildung zu sorgen“.
Frauen wieder weniger zuversichtlich, Karriere machen zu können
Insgesamt bleiben die gefragten Beschäftigten Führungspositionen gegenüber weiterhin skeptisch eingestellt. Insbesondere die Lücke zwischen den Geschlechtern ist hier wieder gewachsen. Nur ein Viertel der Befragten (28% der Männer, 22% der Frauen) streben im Laufe ihrer Karriere nach einer Führungsposition. Im Jahr 2018 lag dieser Wert noch bei über 40%. Während sich beim Karrierewunsch die Werte von Frauen und Männern annähern, ist die Lücke bei der Zuversicht wieder größer geworden. 39% der Männer und 27% der Frauen sind zuversichtlich, eine Führungsposition erreichen zu können. Allerdings steigt der Wert bei Frauen, die viele positive gleichgeschlechtliche Vorbilder haben, deutlich auf 66%.
Teilzeit weniger karriereschädlich als ihr Ruf
Ein Faktor in der Karriereplanung ist die Familienbetreuung und damit zusammenhängend eine Teilzeitbeschäftigung. 54% der Frauen, aber nur 38% der Männer mit Kindern geben an, ihre Karriere (temporär) zurückzustufen, um häuslichen und familiären Verpflichtungen nachzukommen. Gleichzeitig stimmt mehr als die Hälfte der Befragten zu, dass Teilzeit die Chancen auf Karriereentwicklung negativ beeinflusst. Allerdings ist dieser Wert bei ehemaligen Teilzeitkräften, die inzwischen wieder in Vollzeit arbeiten, deutlich geringer (38%). Diese Tatsache zeigt, dass Unternehmen in der Praxis schon einige Maßnahmen ergriffen haben, um Angestellte wieder effektiv in eine Vollzeitstelle zu integrieren.
„Unsere Arbeitswelt verändert sich umfassend und in rasantem Tempo. Der konstante Wandel betrifft alle Menschen und Frauen in besonderem Maße. Neue Technologien, autonome Systeme und eine grenzenlose Vernetzung erfordern, dass wir immer am Ball bleiben, mutige Entscheidungen treffen und lebenslanges Lernen verinnerlichen. Dafür brauchen wir ein gesellschaftliches Umdenken, das die Initiative Chef:innensache mit innovativen Konzepten und öffentlichen Debatten fördert“, erklärt Susanne Fabry, Vorsitzende des Chef:innensache e.V., abschließend.
Welche Maßnahmen zur Neugestaltung von Karriere und Etablierung eines zukunftsorientiertes Führungsverständnisses bereits in den Mitgliedsunternehmen erprobt und erfolgreich eingesetzt werden, entnehmen Sie dem Jahresreport.