Nicole Schmutte, Leiterin des Bereichs Gleichstellung Diversity im NDR
NDR

Praxisbeispiel Nicole Schmutte: „Mit gezieltem Netzwerken Karriere gestalten und vorantreiben“

Nicole Schmutte leitet beim Norddeutschen Rundfunk den Bereich Gleichstellung und Diversity. Ihre Schwerpunkte sind die Förderung von Frauen in Führung sowie Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Interview erklärt sie, wie es zu dem neuen Netzwerk-Format „Breaky Networking kam und warum es so wichtig ist, mehr Frauen in Führung zu bringen.

Warum ist es für den NDR so bedeutend, mehr Frauen in Führungspositionen zu gewinnen und zu halten?

Frauen machen nicht nur etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus, sie haben die besseren Hochschulabschlüsse, sie sind leistungsorientiert und zielbewusst – sie bereichern die Unternehmenskultur mit ihren Fähigkeiten, mit ihrer spezifischen Sichtweise, ihrem persönlichen Stil. Warum sollten sie dann nicht auch die Hälfte der Führungsebene ausmachen? Unternehmen wären schlecht beraten, wenn sie auf diese Talente verzichten würden. Frauen mit den vielfältigsten Hintergründen bringen mehr Vielfalt ins Unternehmen und in die Führungsebene. Das ist nicht nur aus moralischen Gründen wichtig, sondern rechnet sich betriebswirtschaftlich. Eine chancengleiche Unternehmenskultur, so wissen wir aus Studien, sorgt für bessere Ergebnisse und ist ein ganz klarer Wettbewerbsvorteil. Für die nachfolgenden Generationen sind Frauen in der Geschäftsleitung ein klares Signal für Entwicklungsmöglichkeiten. Unternehmen, die Frauen und Männer selbstverständlich gleich fördern und fordern, schaffen eine Willkommenskultur für alle.

Wie will der NDR dieses Ziel umsetzen?

Wir haben einen Frauen-Führungsanteil von aktuell 42 Prozent. Das ist ein Anstieg von knapp zehn Prozentpunkten in den vergangenen fünf Jahren. Unser Unternehmensziel ist weiterhin die Parität von 50 Prozent. Deshalb ruhen wir uns nicht auf dem bislang Erreichten aus. Es zeigt sich bereits, dass Frauen in Leitungsfunktionen anderen Frauen vorleben, dass Karriere sich lohnt und Spaß macht. Bereits bei der Personalplanung die Parität und die damit verbundenen Vorteile nicht aus dem Blick zu verlieren, ist essentiell. Frauen frühzeitig gezielt ansprechen, mit Jobrotationen, Stellvertretungen oder Urlaubsvertretungen mit zukünftigen möglichen Positionen oder Rollen vertraut machen, ist ein erfolgsversprechender Weg. Flexible Arbeitszeiten, Führungs-Positionen auch bei Bedarf in Teilzeit oder als geteilte Führung anzubieten, tun ihr Übriges. Entlastungen bei der Kinderbetreuung Vätern wie Müttern anzubieten, trägt zudem zu mehr Verständnis für partnerschaftliche Familienarbeit auch in Führungspositionen bei.

Warum setzt der NDR auf Netzwerke für Frauen, insbesondere auf „Breaky Networking“?

Ziel ist es, Frauen in Führungspositionen und Frauen mit Führungsambitionen aus den unterschiedlichsten Bereichen und Berufsgruppen im NDR die Möglichkeit zu geben, sich überhaupt zu finden und gemeinsam mit strategischen Zielsetzungen in den Austausch zu gehen. Ich habe in vielen Bewerbungsverfahren für Führungspositionen, an denen ich teilnehme, auffallend gute Potentiale und Talente kennengelernt, dass ich weiß, dass sie bereits da sind: Frauen mit dem Willen zum Gestalten, zum Verantwortung übernehmen und mit dem Ziel, Dinge möglich zu machen. Mit Breaky Networking bieten wir den hochqualifizierten Frauen im NDR die Chance, ihre Karrieren zu gestalten und voranzutreiben. Gleichzeitig motivieren wir dazu, die Unternehmenskultur weiter für weibliche Karrierewege zu öffnen.

Worin liegt der Vorteil von Frauennetzwerken im Vergleich zu gemischtgeschlechtlichen Netzwerken?

Würde diese Frage auch Männern gestellt werden? Es scheint wohl immer noch auffällig und besonders erwähnenswert zu sein, wenn eine Gruppe nur aus Frauen besteht. Klar ist, Frauen in einflussreichen Positionen haben mehr Möglichkeiten, auch Frauen mit Ambitionen dazu zu fördern. Und sie bekommen viel Wertschätzung zurück. Es geht um den Support und das Sich-gegenseitig-Mut-Machen, das Vorleben, die ähnliche und vergleichbare Erfahrungswelt und die trägt dazu bei, eine Verbindung in ganz andere Bereiche zu eröffnen. Eine Win-Win-Situation also für beide Seiten. Dabei kommt es darauf an, wie eng und gut die Netzwerkerinnen miteinander verbunden sind. Wer sich besser kennt, ist eher geneigt, wichtige Informationen miteinander zu teilen. Frauen-Netzwerke sind besonders effektiv, wenn bereits eine gute Anzahl von Frauen im Unternehmen in entsprechenden Positionen ist. Strukturen zu enttarnen, ist der erste Schritt, sie zu verändern.

Wie wird der Erfolg von „Breaky Networking“ gemessen?

Es kann nicht um eine quantitative Evaluierung gehen. Vielmehr geht es um die Qualität von Beziehungen, die durchs Netzwerken neu entstehen. Es geht um Empowerment, Impulse und gemeinsame Ziele.

Sind bereits erste Erfolge zu verzeichnen?

Es gibt zum Beispiel mal den ein oder anderen Hinweis auf eine bald zur Verfügung stehende Position und Interessentinnen können direkt in den persönlichen näheren Austausch darüber gehen. Oder in einer Session kamen zwei Frauen als Führungskräfte ganz persönlich in Kontakt, und konnten sich zum Beispiel eine geteilte Leitungsposition miteinander gut vorstellen. Zugleich gibt es vor allem die inneren Erfolge, die jede Frau nach jeder Session für sich selbst strategisch daraus zieht. Darauf kommt es letztlich an.