Praxisbeispiel Allianz on Equal Pay: Gehälter auf dem Prüfstand
Kathrin Cucina ist Projektleiterin Equal Pay bei der Allianz SE. Sie erzählt nachfolgend, warum sich das Versicherungsunternehmen die Gehälter von Männern und Frauen auf den Prüfstand gehoben hat.
„Equal Pay, also Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen in gleichwertigen Jobs, ist für uns in der Allianz ein wesentliches Element von Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern.
Nun sollte es ja eine Selbstverständlichkeit sein, Männer und Frauen für die gleiche Arbeit auch gleich zu bezahlen. Das ist auch in unserer Vergütungsrichtlinie festgelegt.
Unser mutiger Schritt war es, dass wir uns in der Allianz dazu verpflichtet haben, dieses Thema global anzugehen. Das heißt, wir schauen in allen unseren Tochtergesellschaften genau hin, ob es eventuell doch ungerechtfertigte Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Wenn ja, steuern wir dem entgegen.
Als wir das Projekt vor eineinhalb Jahren gestartet haben, wussten wir noch nicht, wo wir genau stehen, wie groß die Lohnlücke eventuell ist. Die für dieses Thema zuständige Vorständin, Renate Wagner, hat sich trotzdem entschieden, anzukündigen, dass wir bis Ende 2021 Equal Pay erreichen, weil wir das unbedingt schaffen wollten.
Denn man muss sich bewusst sein, was alles dahintersteckt:
Um Gehälter vergleichen zu können, mussten wir auf globaler Ebene Vergleichbarkeit schaffen. Das hieß:
- Eine Methodik entwickeln, mit der alle Ländergesellschaften ihr Equal Pay Gap berechnen und analysieren konnten;
- einen gemeinsamen Nenner schaffen und festlegen, welche Faktoren überhaupt Einfluss auf das Gehalt haben dürfen und welche nicht;
- Und letztlich hieß es auch Ziele zu setzen und die Ergebnisse messen.
Jetzt berechnen die Ländergesellschaften der Allianz Gruppe mindestens einmal jährlich ihr Equal Pay Gap auf die gleiche Art und Weise.
Damit haben wir einen großen Schritt hin zu mehr Transparenz gemacht – wir wissen jetzt, wo wir stehen. Und Transparenz ist für mich einer der wichtigsten Hebel für Equal Pay.
Wir haben damit auch eine Debatte angestoßen, die erst einmal unbequem sein kann: Gibt es Lohnunterschiede aufgrund des Geschlechts im Unternehmen? Das Thema ist ja so intransparent, dass jeder bestimmte subjektive Vermutungen hat. Da wir bis dahin nur wenige und höchstens lokale Analysen zu geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden gemacht hatten, konnten wir diese weder entkräften noch belegen.
Die Ergebnisse der ersten weltweiten Analyse waren sehr positiv. Wir waren bereits auf einem guten Stand und durch die Transparenz, die die Analysen geschaffen haben, konnten die Ländergesellschaften gezielt Gehaltsanpassungen vornehmen. Wir sind deshalb sehr zuversichtlich, dass wir unser Ziel zur Schließung der Lohnlücken erreichen.
Aber wir haben uns damit noch nicht zufriedengegeben. Im nächsten Schritt wollten wissen, ob unser Ansatz und unsere Ergebnisse zu Equal Pay, auch einem Vergleich mit anderen Unternehmen standhalten.
Deshalb haben wir uns dieses Jahr dazu entschieden, uns von EDGE zertifizieren zu lassen. EDGE ist eine Schweizer Stiftung und steht für Economic Dividend for Gender Equality. Die Zertifizierung sieht sich unterschiedliche Bereiche von Chancengleichheit im Unternehmen an – Lohngleichheit ist nur einer davon. Um ein umfassendes Bild zu erhalten, wo wir bereits gut sind, und wo wir uns weiter verbessern können, durchlaufen momentan knapp 70 Allianz-Gesellschaften weltweit die Zertifizierung. Das macht fast 80% unserer Belegschaft weltweit aus.
Ich bin schon sehr gespannt auf die Ergebnisse Ende des Jahres. Und mit Sicherheit finden wir Möglichkeiten, weitere mutige Schritte zu unternehmen.“