Bundesministerium der Verteidigung: Dualer Frauenstudiengang Informatik
Hochschule Bremen/Sabrina Peters

Praxisbeispiel Bundesministerium der Verteidigung und Hochschule Bremen bieten dualen Studiengang für Frauen

Das Bundesministerium der Verteidigung und die Hochschule Bremen kooperieren seit 2016. Dort können bis zu 10 Beamtinnen auf Widerruf als Bundeswehrangehörige den „Internationalen Frauenstudiengang Informatik – Dual“ an der Hochschule Bremen beginnen.

Hintergrund/Ausgangssituation

Als verlässliches Instrument einer vorausschauenden Sicherheits- und Verteidigungspolitik ist die Bundeswehr auf leistungsbereite und leistungsfähige Menschen angewiesen, die aktiv zur Auftragserfüllung beitragen. Wie jeder andere Arbeitgeber sieht sich die Bundeswehr zudem mit den Auswirkungen des demographischen und gesellschaftlichen Wandels sowie dem allgemeinen Fachkräftemangel in Deutschland konfrontiert. Sie steht vor der Herausforderung, ihre wertvollste Ressource – das Personal – in Konkurrenz mit anderen Arbeitgebern auf dem Arbeitsmarkt für sich zu gewinnen.

Obwohl der Anteil erwerbstätiger Frauen in Deutschland – speziell auch mit höheren Bildungsabschlüssen – wächst, sind weibliche Beschäftigte der Bundeswehr unter anderem in zivilen technischen Verwendungen weiterhin unterrepräsentiert. Der Abbau dieser Unterrepräsentanz ist ein Anliegen, das im Rahmen des zivilen Personalmanagements der Bundeswehr aktiv verfolgt wird.

Lorena D'Auria, Studentin an der Hochschule Bremen
PIZ Personal / Harry Funk

„Die Welt der Technik und somit auch der Informatik ist noch immer durch Männer dominiert. Dies habe ich sowohl im Abitur im Rahmen des Leistungskurses Informatik als auch während meiner Ausbildung erfahren. Somit war ein Grund, warum ich mich für dieses Studium entschieden habe, dass es die Möglichkeit gibt, die Thematik der Informatik einmal nur mit Frauen zu erkunden.

Häufig wird mir die Frage gestellt, warum man nur unter Frauen studiert in diesem Studiengang. Dies dient dazu, Frauen an MINT-Studiengänge heranzuführen. So haben diese die Chance, sich ein fundiertes Grundlagenwissen anzueignen, ohne sich dabei eventuell von bereits technikaffineren Männern einschüchtern zu lassen.“

Lorena D’Auria, Studentin an der Hochschule Bremen

Beschreibung der Maßnahme

In einer im Mai 2016 vereinbarten Kooperation zwischen der Hochschule Bremen und dem Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw) wird Frauen im Status einer Beamtin auf Widerruf im Rahmen eines Vorbereitungsdienstes die Erlangung sowohl der Laufbahnbefähigung für den gehobenen technischen Verwaltungsdienst als auch eines akademischen Grades ermöglicht. Hierzu werden – zeitlich harmonisiert – an der Hochschule ein Bachelorstudium und im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung die Laufbahnausbildung mit abschließender Laufbahnprüfung absolviert.

In jedem Kalenderjahr können rund 10 Beamtinnen auf Widerruf als Bundeswehrangehörige den „Internationalen Frauenstudiengang Informatik – Dual“ an der Hochschule Bremen beginnen. Die Einstellung in den Vorbereitungsdienst für den gehobenen technischen Dienst in der Bundeswehrverwaltung mit integriertem Studium – Fachrichtung Wehrtechnik – erfolgt im September eines jeden Jahres.

In den ersten beiden Semestern werden theoretische und praktische Grundlagen der Informatik vermittelt. In die Lehrveranstaltungen sind vielfältige praktische Übungen in den Laboren des Studienganges integriert. Im Mittelpunkt des dritten und vierten Semesters stehen Konzepte der Informatik, die für den Entwurf und die Realisierung großer Softwaresysteme von fundamentaler Bedeutung sind. Darüber hinaus werden unverzichtbare Kenntnisse und Fähigkeiten für die erfolgreiche Arbeit in größeren Teams vermittelt. Das fünfte Semester ist dem Studienaufenthalt an einer der Partnerhochschulen der Hochschule Bremen im europäischen und außereuropäischen Ausland vorbehalten. Im sechsten Semester besteht die Möglichkeit zu einer weiteren Spezialisierung im Rahmen von Projekten und Wahlpflichtveranstaltungen an der Hochschule Bremen. Während vorlesungs- und prüfungsfreier Zeiten des Studiums absolvieren die Beamtinnen auf Widerruf regelmäßig Anteile der Laufbahnausbildung, d. h. bundeswehrspezifische Lehrgänge oder Praktika an Dienststellen der Bundeswehr und tragen so auch zu einer verbesserten Sichtbarkeit in eher männlich besetzten Tätigkeitsbereichen bei. Das abschließende siebte Semester des Studiums besteht insbesondere aus einem mehrwöchigen Praktikum, das von den Beamtinnen auf Widerruf ebenfalls innerhalb der Bundeswehr absolviert wird. Das Studium wird mit der Erstellung der Bachelor-Thesis beendet. Nach erfolgreich bestandener Hochschulprüfung verleiht die Hochschule Bremen den akademischen Grad „Bachelor of Science“.

Die Laufbahnausbildung schließt mit einer bundeswehrinternen Prüfung ab.

Die Dauer des gesamten Vorbereitungsdienstes beträgt 45 Monate.

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Generalleutnant Klaus von Heimendahl
Bundeswehr/Weber

„Gerade in technischen Berufen hat die Bundeswehr einen hohen Bedarf an qualifiziertem Fach- und Führungspersonal und steht damit in erheblichem Maße im
Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern. Auf das Potenzial technisch interessierter Frauen können und dürfen wir dabei nicht verzichten! Daher ist es richtig und wichtig,
dass wir im technischen Bereich frühzeitig auch weibliche Talente entdecken und entwickeln. Der „Internationale Frauenstudiengang Informatik – Dual“ der Hochschule Bremen trägt in Form einer attraktiven, umfassenden und zeitgemäßen Ausbildung im Fach Informatik maßgeblich dazu bei, den Frauenanteil in den zivilen wehrtechnischen Verwendungen der Bundeswehr sukzessive zu erhöhen. Damit werden hervorragend qualifizierte Frauen als künftige Führungskräfte für die Bundeswehr gewonnen.“

Generalleutnant Klaus von Heimendahl, Abteilungsleiter Personal im Bundesministerium der Verteidigung

Wirkung/Ergebnis

Der „Internationale Frauenstudiengang Informatik – Dual“ trägt im Rahmen der Kooperation zwischen dem BAPersBw und der Hochschule Bremen in Form einer attraktiven, umfassenden und zeitgemäßen Ausbildung im Fach Informatik maßgeblich dazu bei, den Frauenanteil in den zivilen wehrtechnischen Verwendungen der Bundeswehr sukzessive zu erhöhen. Damit werden speziell im gehobenen technischen Verwaltungsdienst hervorragend qualifizierte Frauen als zukünftige Führungskräfte für die Bundeswehr gewonnen.

Da die Anzahl der in diesem Studiengang eingeschriebenen Beamtinnen auf Widerruf im Einvernehmen zwischen dem BAPersBw und der Hochschule Bremen erhöht werden kann, ist die Möglichkeit gegeben, den Beitrag dieser erfolgreichen Kooperation zur Erhöhung des Frauenanteils noch weiter zu steigern.

Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr

Das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr ist der zentrale Personaldienstleister der Bundeswehr.

Es trägt die Personalverantwortung für rund 260.000 zivile und militärische Angehörige der Bundeswehr und ist darüber hinaus für die Personalgewinnung zuständig. Damit trägt das Amt maßgeblich dazu bei, dass die Bundeswehr ihre vielfältigen und weltweiten Aufträge mit qualifiziertem Personal erfüllen kann.

Die Abteilung V mit Hauptsitz in Sankt Augustin bei Bonn und vier regionalen Servicezentren in Hannover, Strausberg, Stuttgart und Düsseldorf verantwortet unter ihrem Leiter, Thomas Uhle, die zentrale Personalführung und -entwicklung der Beamtinnen und Beamten bis Besoldungsgruppe A16 und des Tarifpersonals ab Entgeltgruppe 9b im

nachgeordneten Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung im In- und Ausland.

Für das Personal des Ministeriums gilt dies für die Beamtinnen und Beamten bis einschließlich Besoldungsgruppe A15 sowie für das vergleichbare Tarifpersonal.

Zu den weiteren Kernaufgaben zählen Grundsatz und Rechtsangelegenheiten der Personalführung des Zivilpersonals mit den Schwerpunkten Beamtenrecht, Arbeits-, Tarif- und Sozialversicherungsrecht. Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich ist die Steuerung der zivilen Bildung und Qualifizierung – dazu gehört insbesondere auch die Ausbildung ziviler Nachwuchskräfte.

Durch die Abteilung V wird die gesamte Karriere der zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundeswehr von der Einstellung bis zum Dienstzeitende begleitet.