Entwicklung Neue Karrierezuversichtsumfrage – Führung wird immer unattraktiver
Die Strahlkraft von Führungspositionen lässt weiterhin nach. Dies ergab die repräsentative Karrierezuversichtsumfrage der Initiative Chef:innensache, an der mehr als 1000 Beschäftigte und Studierende teilnahmen.
Nur etwa jede vierte befragte Person (26,5%) wünscht sich im Laufe ihrer Karriere eine Führungsposition – so wenige wie noch nie seit Beginn der Studienreihe 2018. Die Zuversicht, eine solche Position erreichen zu können, ist allerdings etwas größer. 35% der Befragten zeigten sich optimistisch, eine Führungsrolle erreichen zu können, wobei die Werte bei Männern jeweils höher als bei Frauen waren. Die Umfrage ergab zudem, dass Vorurteile am Arbeitsplatz ein Problem bleiben, obwohl das Engagement von Unternehmen für Diversität und Vielfalt als positiver wahrgenommen wird.
Warum wird Führung immer unattraktiver?
Diese Frage stellt sich nach den neusten Ergebnissen der Karrierezuversichtsumfrage der Initiative Chef:innensache. Nur ein Viertel der Berufstätigen (26,5%) möchte im Laufe ihrer Karriere Führungskraft werden. Die stellt einen Rückgang um 2,6% im Vergleich zum Vorjahr und den niedrigsten Wert seit Beginn der Studienreihe 2018 dar. Insbesondere Frauen streben seltener nach einer Führungsposition (Rückgang von 25,5% auf 19,9%), bei Männern blieb der Wert dagegen fast unverändert (-0,4% auf 32,3%). Vor fünf Jahren hofften noch jede dritte Frau (33,7%) und vier von zehn Männern (40,5%) auf eine Führungsrolle. Ein deutlicher Unterschied ist auch zwischen den Altersgruppen festzustellen. Bei den 18-29-Jährigen wünschen sich 44,1% eine Führungsposition, wohingegen vor allem die Berufstätigen zwischen 50 und 64 im Herbst ihrer Karriere nur noch selten eine Führungsrolle anstreben (14,9%). Der absteigende Trend deutet darauf hin, dass eine Führungsrolle mit fortlaufendem Berufsleben nur noch für wenige Arbeitskräfte ein Ziel darstellt.
Im Gegensatz zum Wunsch nach einer Führungsposition ist die Zuversicht, eine solche zu erreichen, weniger gesunken (-1.7% auf 35%). Allerdings ist auch hier der Rückgang bei Frauen stärker (-2,4% auf 32,7%) als bei Männern (-1% auf 37,2%). Mit Blick auf die vergangenen Jahre liegt der Wert dabei auf einem moderaten Niveau. Daraus lässt sich schließen, dass Arbeitnehmende zwar weiterhin die Möglichkeit auf eine Führungsrolle zu einem gewissen Grad als gegeben ansehen, diese aber nur in geringerem Maße anstreben. Am größten ist die Diskrepanz bei den 30-39-Jährigen, bei denen mehr als die Hälfte (51,1%) glaubt, eine Führungsposition erreichen zu können, jedoch nur 35,2% sich dies auch wünschen. „Führung bedeutet viel Verantwortung und ein anspruchsvolles Aufgabenpaket. Gleichzeitig bieten Führungspositionen oft Gestaltungsmöglichkeiten und können sehr erfüllend sein. Wir müssen es schaffen, die positiven Seiten von Führung wieder stärker in den Vordergrund zu stellen und attraktive Bedingungen für Führungskräfte schaffen – und das für jedes Geschlecht und jede Altersgruppe“, erklärt Dr. Sandra Arndt, Leitung der Geschäftsstelle der Initiative Chef:innensache.
Die Arbeit der Unternehmen wird gewürdigt – doch es bleiben Probleme
Mit Blick auf die Unternehmen und die Unternehmenskultur gab es leichte Veränderungen im Vergleich zu den vorherigen Befragungen – mit positiven und negativen Implikationen.
Jede*r zweite Befragte findet, dass im eigenen Unternehmen Diversität und Vielfalt stark bis sehr stark gefördert werden. Das ist ein Höchstwert seit Beginn der Studienreihe und eine Verbesserung um 4,2% gegenüber der letzten Umfrage. Zwar sehen Männer (57,2%) die Bemühungen der Unternehmen immer noch positiver an als Frauen (43%), die Lücke zwischen den Geschlechtern wird bei gleichzeitigen Fortschritten allerdings kleiner. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass gleichzeitig immer noch 30,9% der Frauen und 17% der Männer die Diversitätsförderung als schwach empfinden. Vor allem Menschen zwischen 18 und 29 Jahren sehen die Entwicklung noch nicht so positiv. 39% von ihnen schätzen das Engagement der Unternehmen als ungenügend ein.
Einen Beitrag zur Förderung von Diversität bieten flexible Arbeitsmodelle. Rund die Hälfte der Befragten (50,7%) gab an, in gewissem Maße räumlich und zeitlich flexibel arbeiten zu können, ohne dadurch Nachteile im Beruf zu erfahren. Dies stellt einen leichten Rückschritt im Vergleich zum Vorjahr dar, wobei der Wert weiterhin über dem Niveau vor Beginn der Corona-Pandemie liegt. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass sich flexible Arbeitsmodelle etabliert haben, einige Betriebe aber weiterhin auf Präsenz und Kernarbeitszeiten setzen.
Weiterhin ein Problem bleibt dagegen die Begegnung mit Vorurteilen. 19,3% der Frauen und 10% der Männer sehen sich nach eigener Aussage regelmäßig mit Vorurteilen am Arbeitsplatz konfrontiert. Das bedeutet für beide Geschlechter einen Höchstwert seit 2021, wobei der Anstieg zum Vorjahr mit 1,3% und 1,6% moderat ausfiel. Angesichts der Tatsache, dass die Bekämpfung von Vorurteilen seit Jahren ein Thema in vielen Unternehmen und der Gesellschaft im Ganzen ist, muss aber weiter Ursachenforschung betrieben werden, um endlich einen positiven Trend herbeizuführen.
Abschließend lässt sich daher sagen, dass es zwar punktuell Verbesserungen gab, insbesondere in Bezug auf das Engagement der Arbeitgeber, gleichzeitig aber weiterhin viele offene Baustellen bleiben. Vor allem müssen Maßnahmen gefunden werden, um Führungspositionen wieder attraktiver zu gestalten. „Gute Führung ist ausschlaggebend für den Unternehmenserfolg, ebenso wie für das Miteinander und Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Um die besten Führungskräfte zu finden, braucht es demnach entsprechende Anreize und Entwicklungsmöglichkeiten“, appelliert Dr. Sandra Arndt.
Karrierezuversicht - Entwicklung
Wie hat sich die Karrierezuversicht junger Talente in den vergangenen Jahren entwickelt? Die Initiative Chef:innensache untersucht das regelmäßig. Hier können Sie vergangene Umfragen noch einmal nachlesen: