Friends of Chef:innensache Victoria Engelhardt: „Viele Frauen erleben nach den Kindern den Karriereknick“
Victoria Engelhardt ist eine der Gründerinnen von Keleya, einem individuelle Gesundheitscoach für werdende Mamas. Zusammen mit ihrer Co-Gründerin Sarah Müggenburg bieten sie vielen Frauen in der Schwangerschaft und der Geburt ihrer Kinder eine große digitale Stütze. Das alles vereint in der Keleya Schwangerschafts-App, die den Frauen alles bietet: Workouts, Ernährungspläne und komplett digitale Geburtsvorbereitungs- aber auch Rückbildungskursen. Im Chef:innensache-Interview erzählt sie, warum Keleya nun Friends of Chef:innensache ist und wie das Unternehmen Chancengerechtigkeit angeht.
Warum haben Frauen und Männer noch nicht die gleichen Chancen in der Arbeitswelt?
Victoria Engelhardt: Das Thema lässt sich aus meiner Sicht nicht pauschal erklären. Die Gründe hierfür fangen bereits mit der Erziehung an und entwickeln sich aufgrund der Rolle der Frau (von früher) als auch typischen Charaktereigenschaften. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich die meisten Männer als auch Frauen oft noch gar nicht bewusst darüber sind, wenn Verhaltensweisen nicht gleichberechtigt sind. Aufgrund der erhöhten Mediensichtbarkeit hoffe ich jedoch, dass sich dies bald verändert. Um aber auch konkret einige Punkte zu nennen, hier noch drei signifikante Gründe, die ich sehe. Zum einen gibt es schlicht weg noch nicht genug Vorbilder. Ich sehe das immer, wenn ich Vorträge an Universitäten halte. Danach kommen immer mind. drei bis fünf junge Frauen auf mich zu und sagen, dass sie sich ohne meinen Vortrag überhaupt nicht vorstellen hätten können, selber zu gründen.
Zusätzlich sehe ich es häufig, dass Männer sich in ihrer Freizeit häufig zum Bier Trinken, oder ähnlichem, verabreden. Diese Netzwerke sind nicht zu unterschätzen, da hier, abseits der Arbeit sehr viel besprochen wird, was für die nächste Beförderung relevant sein kann.
Und zusätzlich ist natürlich das bekannte Thema Schwangerschaft & Muttersein immer noch ein großes Thema. Ich kenne so so viele Frauen, die entweder entscheiden, sehr spät Kinder zu bekommen, um noch Partner in der Kanzlei oder ähnlichem zu werden oder eben Frauen, die Kinder bekommen und dann einen Karriereknick einbüßen müssen.
Was tut Ihr für mehr Chancengerechtigkeit?
Victoria Engelhardt: Bei uns hat das Thema Chancengerechtigkeit von Anfang an eine große Rolle gespielt. Meine Mitgründerin Sarah ist selbst Zweifach-Mama. Damit war für uns von Beginn an klar, dass wir ein Unternehmen aufbauen wollen, dass für alle privaten Konstellationen funktioniert. In andere Startups kenne ich es, dass z.B. das Allhands Freitags 17.30 Uhr stattfindet. Für Eltern ist das eine Zumutung, da hier die Zeit mit Familie beginnt. Aber auch die Möglichkeit, dass jeder flexibel seine Tage einteilen kann, wir keinerlei festen Arbeits-Uhrzeiten haben sind wichtige Bausteine. Und natürlich auch das Verständnis im Team untereinander ist ein Element, dass bei uns sehr stark gelebt wird.
Welche Rolle spielt Führung in Bezug auf Chancengerechtigkeit?
Victoria Engelhardt: Ich bin der Überzeugung, dass Chancengerechtigkeit nur klappt, wenn sie von ganz oben gelebt wird. Hier ist die Vorbildfunktion eine ganz entscheidende. Ein Beispiel: Wenn ich als CEO Verständnis habe, dass Eltern in Coronazeiten wöchentlich Kinderkrankentage nehmen müssen, dann akzeptiert auch das Team die Situation und es gibt keinen Unmut.
Warum engagiert Ihr Euch für die und in der Initiative Chef:innensache?
Victoria Engelhardt: Wir freuen uns sehr auf den Austausch mit anderen Unternehmen und erhoffen uns hier eine Menge Inspiration. Das Thema Chancengerechtigkeit ist ein großes Feld, auf dem es immer etwas zu tun gibt. Zusätzlich freuen wir uns aber auch, eigene Impulse und gelerntes weitergeben zu können.