Väterreport des Familienministeriums Väterreport: Warum Väter entscheidend für den Wandel sind
Väter spielen in der Familienpolitik eine wichtige Rolle. Das war nicht immer so. Doch wenn Gleichberechtigung erreicht werden soll, kommt es stark auf die Väter an. Viele von ihnen wollen den Wandel mitgestalten, wie der Väterreport des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigt.
Eine partnerschaftliche Lebensweise wird für immer mehr Väter zur Idealvorstellung. Knapp die Hälfte der Väter bevorzugt eine partnerschaftliche Aufteilung von Berufstätigkeit und Kinderbetreuung. Sogar 63% wünschen sich gleiche berufliche Chancen und die finanzielle Unabhängigkeit beider Elternteile. Demgegenüber präferieren ein Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen eine traditionelle Rollenverteilung. Dieser Wert sinkt mit steigendem Bildungsabschluss.
Väter trauen sich mehr zu, doch die Hauptlast bleibt bei den Müttern
Kleinkinder können genauso gut von ihrem Vater wie auch ihrer Mutter betreut werden, finden immer mehr Väter. Vor allem im Segment der Väter mit jüngeren Kindern stieg der Wert in den letzten zehn Jahren von 50% auf 55%. Dennoch glaubt fast die Hälfte der Väter, dass Frauen für die Kinderbetreuung eine Zeit lang beruflich kürzertreten sollten. Auch in der Praxis spiegelt sich dieses Bild wider. Auch wenn etwa die Hälfte der Väter idealerweise die Hälfte der Betreuung übernehmen will, tun dies tatsächlich nur 21%, wobei weitere 10% mehr als die Hälfte übernehmen. Auch bei der absoluten Betreuungszeit klaffen noch große Lücken zwischen den Geschlechtern. Zwar nehmen sich Väter an Wochentagen mehr Zeit für ihre Kinder als früher (1993: 1,9 Stunden pro Tag; 2019: 3,0 Stunden pro Tag), allerdings ist dies immer noch nur etwa halb so viel Zeit wie bei Müttern
(5,9 Stunden pro Tag).
Grundstein für Gleichberechtigung wird früh gelegt
Ursachen für die Unterschiede in der Kindererziehung finden sich schon sehr früh. Elterngeld und Elternzeit haben eine große Bedeutung, wenn es darum geht, wie sich Eltern die Betreuung aufteilen. „Die bezahlte und unbezahlte Arbeit ist trotz gestiegener Müttererwerbstätigkeit und höherer Ansprüche der Väter an ihr eigenes Engagement in der Familie nach wie vor ungleich verteilt“, fasst der Väterreport zusammen. Daraus folgen niedrigere Gehälter für Frauen und eine schlechtere
Altersabsicherung.
Frühzeitig sollten sich Eltern deshalb Gedanken darüber machen, wie sie die unbezahlte Arbeit gerecht aufteilen können. Wenn eine Mutter nach Ende der Elternzeit den Großteil der Betreuung übernimmt, bleibt diese Aufgabenteilung bei 75% der Paare auch über die nächsten Jahre bestehen. Dementsprechend kann die Elternzeit von Vätern auch für einen nachhaltigen Effekt sorgen. Zudem hat sich gezeigt, dass wenn Väter Elternzeit nehmen, Mütter schneller wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren und somit weniger unter den langfristigen finanziellen Nachteilen leiden. 34 Prozent der Familien, in denen beide Elternteile Elternzeit genommen haben, sagen, dass sie dadurch zu einer gerechteren Aufgabenteilung gefunden hätten. Insbesondere Elternzeiten von Vätern, die über zwei Partnermonate hinausgehen, wirken sich positiv auf die partnerschaftliche Aufgabenteilung aus.
Seit der Einführung des Elterngeldes 2007 ist der Anteil der Väter, die Elterngeld bezogen haben, von 21% auf 44% gestiegen. Allerdings haben 98% der Mütter Elterngeld beantragt. Noch drastischer ist der Unterschied, wenn es um die Bezugsdauer geht. Hier lag 2020 der Wert bei Vätern bei 3,3 Monaten, während Mütter 13,8 Monate in Elternzeit gingen. Dass Väter nicht häufiger und länger Elternzeit nehmen, hat in erster Linie berufliche Gründe. Viele befürchten Nachteile in der Karriereplanung oder eine Minderung des Lebensstandards.
Vereinbarkeit hat sich verbessert
Positiv lässt sich sagen, dass sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf insgesamt verbessert hat. Seit 2011 hat sich dieses Empfinden sowohl bei Vätern (46% zu 61%) als auch Müttern (52% zu 65%) gesteigert. Die Gründe dafür sind zum einen eine verbesserte Kinderbetreuung als auch ein wachsendes Familienbewusstsein in der Wirtschaft. Dieses ist auch notwendig, da sich hochgerechnet 1,7 Millionen Väter schon Gedanken über einen Berufswechsel in Zusammenhang mit besserer Vereinbarkeit gemacht haben.