Dr. Andreas Schlüter: "Wir würden gern mehr Männer sehen, die Elternzeit nehmen"
Peter Himsel

Interview Dr. Andreas Schlüter: „Wir würden gern mehr Männer sehen, die Elternzeit nehmen“

Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. ist Mitglied der Initiative Chef:innensache. Professor Dr. Andreas Schlüter ist Generalsekretär und erklärt im Interview, wie der Stifterverband die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für seine Teams umsetzt.

Warum engagieren Sie sich für die Initiative Chef:innensache?

Hier antworte ich mit dem Hashtag der Initiative Chef:innensache: #eswirdechtzeit! Es ist mir ein persönliches Anliegen, die Organisationskultur des Stifterverbandes weiterzuentwickeln – dazu braucht es interne Commitments, Austausch mit externen Gleichgesinnten und Lernen von Anderen. Dafür will ich mich einsetzen.

Aus welchem Grund sollte es mehr Frauen in Führungspositionen geben?

Diversität ist entscheidend für den Erfolg einer Organisation, die in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Innovation berät, vernetzt und fördert. Mehr Frauen in Führungspositionen bedeutet mehr Perspektiven, mehr Kreativität, mehr Innovation.

Frauen stellen gut 50% der Bevölkerung und der Universitätsabsolventen, sie sind somit keine ‚Minderheit‘. Das sollte sich auf allen Ebenen in Wirtschaft und Gesellschaft zeigen. Diversität ist kein Selbstzweck, sondern trägt bei einer offenen und inklusiven Organisationskultur entscheidend zur Zukunftsfähigkeit einer Organisation bei.

Wie unterstützen Sie Ihre Teams bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Bei uns wird sowohl Arbeiten in Teilzeit wie auch Arbeiten von zu Hause seit vielen Jahren praktiziert. Unsere Arbeitszeitregelung ist sehr flexibel und ermöglicht es, die Arbeitszeiten innerhalb eines Zeitkorridors von 6 Uhr bis 23 Uhr nach eigenem Ermessen festzulegen. Die neue Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten gibt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Recht, bis zu 40 % ihrer Arbeitszeit mobil zu arbeiten.

Darüber hinaus macht der Stifterverband allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Während der Corona-Krise wurde die virtuelle Kinderbetreuung aber auch die Vor-Ort-Betreuung gerne in Anspruch genommen. Gerne würden wir mehr Männer sehen, die Elternzeit nehmen.

Welche Maßnahme zur Förderung von Chancengerechtigkeit hatte in den vergangenen Monaten den größten Impact in Ihrem Unternehmen?

Neben den o.g. Maßnahmen hat der Stifterverband hat allen Eltern, die coronabedingt ihre Kinder zu Hause betreuen mussten, 5 Tage Freistellung zusätzlich zu den bereits seit Jahren gewährten 5 Tagen wegen Erkrankung des Kindes bereitgestellt. Diese 5 zusätzlichen Tage konnten als Ganzes oder auch stundenweise genommen werden, um trotz Home Office noch ausreichend Zeit zur Kinderbetreuung, insbesondere für das Homeschooling zu haben.

Welche Rolle spielt Führung in Sachen Chancengerechtigkeit?

Führung hat Vorbildcharakter und sorgt für faire Strukturen und Prozesse. Im Stifterverband arbeiten über 70 % Frauen. Wir sind daher auf allen Führungsebenen bemüht den Frauenanteil auszubauen. Auf der Teamleiterebene ist uns dies schon sehr gut gelungen. Auf der Ebene der erweiterten Geschäftsleitung möchten wir den Anteil von derzeit 1/3 in den nächsten Jahren noch weiter ausbauen.

Wie bekämpfen Sie ganz persönlich unbewusste Vorurteile?

Die Projekte des Stifterverbandes sind sehr vielfältig und umfassen ein breites Spektrum an Themen. Meine Arbeit erfordert von mir, mich mit sehr unterschiedlichen Ideen und Standpunkten auseinanderzusetzen. Bevor ich Entscheidungen treffe, ist es mir wichtig, vorher ein möglichst vielfältiges Meinungsbild einzuholen und andere Perspektiven zu verstehen. Dadurch Versuche ich den Einfluss meiner persönlichen Präferenzen auf meine Entscheidungen zu minimieren.