Philipp Justus und Julia Sperling bei der Jahreskonferenz 2020
Alina Bull/YouTube Space Berlin

#ChefKon20 aus dem YouTube Space in Berlin Jahreskonferenz 2020: „New Work wird unsere neue Realität“

„Hoffnung“ und „Aufbruch“ – das sind die beiden Begriffe, mit denen die Teilnehmenden der fünften Jahreskonferenz der Initiative Chef:innensache ihre Eindrücke nach zweieinhalb Stunden beschreiben. Unter dem Motto „New Work – Fair Chances“ diskutierten am 23. Juni 2020 dutzende wahrlich hochkarätige Sprecherinnen und Sprecher im Youtube-Livestream. Sie teilten ihre Erfahrungen der vergangenen Wochen in der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf ihre Arbeitsrealität und erörtern Chancen für gesellschaftlichen Wandel und die Art der Zusammenarbeit mit und in Unternehmen. 1.150 Zuschauende waren zu Hochzeiten gleichzeitig dabei. 48 Stunden nach der Konferenz wurde der Livestream mehr als 14.000 Mal aufgerufen.

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Live aus dem Youtube Space in Berlin stimmen Philipp Justus, Managing Director von Google, und Julia Sperling, Partnerin bei McKinsey, die Teilnehmenden an den Bildschirmen ein: „Wir alle haben heute ein wichtiges Thema: Es geht um faire Chancen in unserer Arbeitswelt – insbesondere für Frauen“, sagt Philipp Justus.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel findet deutliche Worte

Anlässlich des Jubiläums – vor fünf Jahren wurde die Initiative Chef:innensache gegründet – bilanziert Schirmherrin Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Wir sind ein gutes Stück vorangekommen, aber wir sind noch längst nicht da, wo wir sein wollen: Parität ist das Ziel.“ Sie weist darauf hin, dass Fortschritte oft nur „als kleine Trippelschritte“ zu sehen seien. Mit deutlichen Worten richtet sie sich an die Wirtschaft: „Wenn Unternehmen als Zielgröße für Vorstände gar null Prozent festlegen, dann habe ich dafür auch null Verständnis.“ Es sei jetzt inmitten der Krise erst recht eine Frage der wirtschaftlichen Vernunft, dass Frauen ihre Potenziale auch wirklich entfalten können. „Davon profitieren wir alle, in Wirtschaft und Gesellschaft, Frauen wie Männer“, so Merkel.

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Chefsache-Report: Wie Frauen von New Work profitieren können

Welche Auswirkungen hat New Work, also Future Skills, neue Arbeitsmodelle und Wertewandel auf Chancengerechtigkeit? Damit befasst sich der diesjährige Chefsache-Report, der ebenfalls den Titel „New Work – Fair Chances“ trägt. Das Ergebnis: In Sachen Chancengerechtigkeit bringt New Work Chancen aber auch Risiken – vor allem für Frauen. Auch die Corona-Krise hat neben kurzfristigen Belastungen viele neue Perspektiven gebracht. Nur wenn gezielt Kompetenzen gefördert, flexibles Arbeiten zum Standard gemacht, die digitale Infrastruktur weiter ausgebaut und Diversität und Inklusion gestärkt werden, wird Chancengerechtigkeit möglich, machten sowohl RWE-Vorständin Katja van Doren als auch McKinsey-Deutschlandchef Cornelius Baur in ihren Statements deutlich. Ihre Forderung bringt Allianz-Vorständin Renate Wagner auf den Punkt: „Neben den Unternehmen muss sich auch das Mindset ändern: Männer müssen wesentliche Anteile in der Kinderbetreuung übernehmen und Frauen müssen stärker von den alten Rollen loslassen. Ich wünsche mir, dass ganz viele Frauen und Männer die sich jetzt bietenden Möglichkeiten nutzen, um aus diesen tradierten Rollen herauszukommen.“

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Im Anschluss bringt Youtuberin und Unternehmensgründerin Justine Leconte das Stimmungsbild aus ihrer Community auf Youtube und Instagram mit: Insgesamt 72 Prozent ihrer vor allem weiblichen Follower berichten, in der Arbeitswelt nicht über die gleichen Chancen wie Männer zu verfügen. „Arbeiten alle anteilig von zuhause, ist es kein reines „Frauending“ mehr“, so eine Stimme aus ihrer Community.

Katja van Doren betont, dass Chancengleichheit keine Frage von unten oder oben sei, sondern das gesamte Unternehmen betreffe. Für Cornelius Baur gebe es nur einen Weg: „Immer wieder bringen Studien das Ergebnis, das gemischte Teams erfolgreicher sind – das muss man verstehen, aber auch erleben“, appelliert er an die Teilnehmenden.

Siemens-Vorstand Roland Busch im Interview

Wie lässt sich der Schub aus der Corona-Pandemie positiv für mehr Chancengerechtigkeit nutzen? Damit hat sich Roland Busch, designierter Siemens-CEO und Personalvorstand, in den vergangenen Wochen intensiv beschäftigt. Nur wenn der Wandel von oben vorgelebt und gewollt ist, kann dieser nachhaltig sein. Kollaboration und „Empowerment“, also die Befähigung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist entscheidend, um deren volles Potenzial zu fördern. Zur Etablierung von Future Skills bei den Mitarbeitenden in aller Welt habe Siemens die virtuelle Plattform „My Growth“ für die individuelle Weiterbildung und Karriereentwicklung aufgebaut und auch der Wertewandel hin zur Ergebnis- und weg von der Präsenzorientierung wurde durch die Pandemie noch weiter angeschoben. Er selbst fordere Vielfalt in allen Einstellungsprozessen ein, auch wenn dies nicht immer einfach sei, insbesondere bei Jobs im MINT-Bereich. „Ohne aber nicht wenigstens eine Frau gesehen zu haben, entscheide ich nicht“ – so sein Credo bei der Besetzung von offenen Positionen.

Digitaler Push im Verteidigungsministerium

Nach der virtuellen Kaffeepause mit musikalischer Untermalung von Frida Gold berichtet Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesministerin der Verteidigung, wie die Pandemie auch die Arbeit im Ministerium und der Bundeswehr beeinflusst hat: In den Bereichen, in denen flexible Arbeitsformen und -zeiten möglich seien, haben diese Einzug gehalten. „Gerade aus der Corona-Krise können wir viel voneinander lernen“, kommentiert Kramp-Karrenbauer diesen Prozess.

Podium: Vier Führungskräfte – vier Perspektiven

Unterschiedliche Perspektiven auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigen sich bei der Podiumsdiskussion: Während Martin Seiler, Personalvorstand der Deutschen Bahn, berichtet, dass die Bahn innerhalb von 14 Tagen den Rekrutierungsprozess digitalisiert hat, bemerkt New-Work-Expertin Josephine Hofmann vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation kurzfristig Veränderungen in der intensiven Präsenzkultur. Sie mahnt, dass sich Kultur allerdings nicht so schnell entwickele: „Man braucht auf Führungsebene eine gewisse Zahl an Frauen, um Veränderung zu schaffen.“

Peter Fieser von HENSOLDT macht deutlich, dass diverse Führungsteams notwendig seien, um nachhaltig erfolgreich zu sein. Kati Ernst, Gründerin und Co-Chefin von ooja, hofft, dass Unternehmen dies nun auch wirklich beherzigen und in die Umsetzung kommen: „Ich glaube, wir müssen ganz stark an Unconscious
Bias arbeiten. Wenn wir die unbewussten Hürden überschreiten wollen, müssen wir sie radikal bekämpfen. Oder wir führen Quoten ein“, fordert sie.

Aufbruchstimmung per Poetry-Slam

Hoffnung und Aufbruch – das sind die Worte, die diese erste virtuelle Chef:innensache-Konferenz zusammenfassen. Ein wenig ausführlicher und deshalb auch eindringlicher sind die Worte, die Schauspielerin und Poetry-Slammerin Dominique Macri findet. In einem poetischen und vor allem spontanen Vortrag fasst sie die wichtigsten Erkenntnisse zusammen: Es brauche nun Mut und Vertrauen, statt Kontrolle und Zwang, Kulturwandel auf allen Ebenen und die Kraft jedes Einzelnen, an sich und seinen eigenen Vorurteilen zu arbeiten. „Auf das wir uns in fünf Jahren nicht länger fragen, wie man Gerechtigkeit herstellt, weil wir sie erleben.“

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Die Zukunft liegt in der hybriden Arbeitsrealität

Nach der Mittagspause geht die Konferenz für 350 geladenen Gäste im kleineren Kreise in den Nachmittag über. In neun virtuellen Diskussionsrunden werden Gedanken zu New Work und Chancengerechtigkeit ausgetauscht – gehostet von Unternehmens- und Start Up-Vertretern sind die Auswahl an Themen vielseitig und die Einblicke in verschiedene Best Practices angeregt. Im Anschluss ergreifen Philipp Justus und Julia Sperling noch einmal das Wort. Die McKinsey-Partnerin startet mit einem Appell: „Stellen wir gemeinsam sicher, dass die Impulse aus der Krise uns nicht 30 Jahre zurück, sondern 30 Jahre nach vorne bringen – in eine neue Arbeitsrealität!“ Und Philipp Justus greift das Zitat von Angela Merkel noch einmal auf: „Wir müssen aus Trippelschritten nun große Sprünge machen. Diese Aufgabe müssen wir alle gemeinsam angehen – mit neuer Geschwindigkeit.“

Zum Abschluss der Jahreskonferenz werden die Teilnehmenden gefragt, was aus ihrer Sicht im kommenden Jahr, bei der nächsten Jahreskonferenz der Initiative Chef:innensache, anders sein könnte: 69 Prozent sind sich sicher, dass die Arbeitsrealität dann hybrider sei – mal im Home Office, mal im Büro. Ob diese Prognose Realität wird, wird 2021 auf der nächsten Jahreskonferenz zu diskutieren sein.

Die Videos der Initiative Chef:innensache im YouTube-Channel