Eine Frau beim Bergsteigen
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Praxisbeispiel Bundesministerium der Verteidigung Bundeswehr schult Führungsebene für bessere Work-Life-Balance

Wertschätzung und Anerkennung sind enorm wichtig für Motivation und Zufrieden­heit im Beruf. Das gilt für die Bundes­wehr wie für jeden anderen Arbeit­geber.

Hintergrund/Ausgangssituation

Die Soldatinnen und Soldaten und die zivilen Beschäftigten der Bundeswehr üben einen ganz besonderen Beruf aus. Trotz der fordernden Aufgabe sind sie jedoch zugleich auch Ehe­partner/Ehe­partnerinnen, Lebens­partner/Lebens­partnerinnen, Väter, Mütter, Söhne, Töchter, Brüder und Schwestern. Deshalb muss es selbst­verständlich sein, dass Vor­gesetzte wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Bundes­wehr auch jenseits ihrer Tätigkeit am Arbeits­platz ganz­heitlich und als Teil ihres privaten Umfelds wahr­genommen werden.

Dies gilt insbesondere für diejenigen, die Führungs­verantwortung tragen oder auf die Über­nahme von Führungs­verantwortung vorbereitet werden. Ihre Haltung wird genau beobachtet. Ihr täglich vor­gelebtes Beispiel entscheidet darüber, ob die anvertrauten Menschen sich vom Arbeit­geber Bundes­wehr auch dann noch wahr- und ernst genommen fühlen, wenn in bestimmten Lebensphasen wichtige private Bedürfnisse wie Zeit für Kinder oder Pflege der Eltern in den Fokus rücken. Das Themen­feld 1 der „Agenda BUNDES­WEHR IN FÜHRUNG – Aktiv. Attraktiv. Anders“ umfasst drei Maßnahmen. Diese sind eng mit­einander verzahnt. Alle Maß­nahmen betreffen dabei die Aus-/Weiter­bildung der Führungs­kräfte in der Bundes­wehr und fördern einen Bewusst­seins­wandel. Die Bundes­wehr will das gute Klima des Mit­einanders innerhalb aller Dienst­stellen und Truppen­teile künftig in besonderem Maße fördern. Ein ganz entscheidender Faktor ist dabei die Art und Weise, wie respekt­voll und wert­schätzend Vor­gesetzte und Mit­arbeiterinnen und Mit­arbeiter tag­täglich mit­einander umgehen.

Eine wertschätzende Führungs- und Organisationskultur muss von der Spitze her gelebt und von dort aus aktiv vermittelt werden. Das Spitzenpersonal ist sich bewusst, dass seiner Vorbildfunktion eine ganz entscheidende Rolle zukommt. Authentisches Führungsverhalten von Spitzenkräften ist der Schlüssel zur positiven Wahrnehmung sowohl in der individuellen Perspektive der unterstellten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als auch in der Öffentlichkeit.

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Beschreibung der Maßnahme

Erster Schritt ist es, das Thema „Gutes Führen/Gute Führung“ bei der obersten Führungs­ebene zu priorisieren. Hier­für sind gemischt bundes­wehr­interne und -externe Coaching­teams jeweils einen Tag bei der jeweiligen Führungs­kraft unmittel­bar vor Ort. Sie entwickeln gemeinsam mit ihr auf der Grund­lage eines aus­gewerteten 360°-Feed­backs aus dem dienstlichen Umfeld und intensiver Coaching­gespräche individuelle maß­geschneiderte Konzepte. Im Vorder­grund steht dabei die Praxis­tauglich­keit, damit die jeweilige Führungs­kraft diese im täglichen Dienst auch erfolgreich umsetzen kann. Als weiter­führende Maß­nahmen stehen allen Teil­nehmern am SPC ein Folge­angebot von Individual­coachings mit ein Personal­coach sowie die Teil­nahme an speziell entwickelten 2-tägigen Kompakt­seminaren am Zentrum Innere Führung in Koblenz, dem Bildungs­zentrum der Bundes­wehr in Mannheim und der Führungs­akademie der Bundes­wehr in Hamburg offen. Am Ende des ca. 9–12–monatigen Coaching­prozesses steht ein zweites 360°-Feedback mit einem weiteren Gespräch zwischen Coach und Coachee.

Zunächst sind alle Spitzen­kräfte der Besoldungs­ebene A16+ bis Ende 2018 erst­malig zu coachen, um dann ab 2019 das Coaching als Dauer­aufgabe mit einem regel­mäßigen Turnus (alle vier Jahre) durch­zu­führen.

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Im Vordergrund steht dabei die Praxis­tauglich­keit, damit die jeweilige Führungs­kraft diese im täglichen Dienst auch erfolgreich umsetzen kann.

Wirkung/Ergebnis

Die ersten Coachings erfolgten in militärischen und zivilen Organisations­bereichen sowie im BMVg für Führungs­kräfte bis hin zur Leitungs- und „Drei-Sterne-Ebene“ und erzielten durchweg positive Rück­meldungen. Sie wurden von den Spitzen­kräften als „sehr effizient“ sowie als „persönlich bereichernd und gewinn­bringend“ bewertet. Und die Reaktion des dienstlichen Umfelds der Gecoachten? „Ich wusste gar nicht, dass die Bundes­wehr so etwas Tolles anbietet. Jetzt bin ich gespannt, wie es sich auf unseren Vor­gesetzten auswirkt“, so der Tenor zahl­reicher Äußerungen. Erste Erkenntnisse aus durch­geführten Coaching­maß­nahmen belegen, dass die Erwartungs­haltung der Spitzen­kräfte vor dem jeweiligen Coaching grundsätzlich positiv, stellen­weise verhalten bis skeptisch ist. Nach Teil­nahme am individuellen Coaching werden durch einhellig positive Spitzen­kräfte-Feedbacks individueller Gewinn bei der Steigerung der Führungs­kompetenz und erhöhte Akzeptanz von Coaching bescheinigt. Angewandte Methoden innerhalb der Prozess­struktur werden ebenso goutiert wie der gemischte Team­an­satz bundeswehr-intern/-extern. Das Interesse der Spitzen­kräfte an optionalen Angeboten weiter­führender Coaching­leistungen in der Begleit­phase ist hoch. Es ist eine erste Tendenz hin zu Bedarf an Folge­coachings mit Individual­coaches erkenn­bar. Hierfür werden von Spitzen­kräften die aus der Kern­phase bekannten Zivil­coaches präferiert und gezielt angefordert.

Lehrreiche Erfahrungen

  • Das „Vorweg­gehen“ des Spitzen­personals im Leitungs­bereich und Abteilungs­bereich des BMVg sowie im Leitungs­bereich der Organisations­bereiche der Bundes­wehr bei der Durch­führung von Coaching hat die Umsetzung bundes­wehr­weit erleichtert.
  • Die Sensibilisierung der Führungs­kräfte wurde durch die 360-Betrachtungen (Fremd- und Selbst­einschätzung) und die individuellen Coaching­gespräche sowie durch die Teilnahmen an ausgewählten Seminaren/Lehrgängen deutlich erleichtert und verbessert.

Falls Sie Fragen und Anmerkungen zu diesem oder anderen Praxis­beispielen haben sollten, schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an mitgestalten@chefsache.de.