Karriereentwicklung Pro Exzellenzia 4.0 vergibt Stipendien für Frauen
Anne-Kathrin Guder und Doris Cornils gestalten mit dem bundesweit einzigartigen Programm „Pro Exzellenzia 4.0“ gesellschaftlichen Wandel. Sie vergeben Stipendien an Absolventinnen und begleiten sie und viele andere Frauen auf deren Karrierewegen.
Gleiches Recht für alle – im Jahr 2186. Bis dahin dauert es laut aktuellem „Gender Gap Report“ des Weltwirtschaftsforums, bis Frauen und Männer die gleichen Möglichkeiten in Bereichen wie Bildung, wirtschaftliche Chancen und politische Beteiligung erhalten. Zumindest, wenn sich am derzeitigen Tempo nichts ändert. Anne-Kathrin Guder und Doris Cornils wollen den Kulturwandel in Wirtschaftsunternehmen und innerhalb der Wissenschaft beschleunigen und mehr Frauen in Führungspositionen bringen, so das Ziel ihres Stipendien- und Qualifizierungsprogramms „Pro Exzellenzia 4.0“. Als Initiative der sieben Hamburger Hochschulen 2010 ins Leben gerufen, setzt sich „Pro Exzellenzia 4.0“ für die Karriereentwicklung von Absolventinnen, Promovendinnen und Postdocs ein. Das Projekt, das im vergangenen Jahr mit dem ‚Chefsache‘-Award der Initiative ‚Chefsache‘ ausgezeichnet wurde, wird aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie von der Freien und Hansestadt Hamburg finanziert und läuft vorerst bis Ende 2020. über vier Jahre werden elf Vollstipendien vergeben. 90 Frauen erhielten bisher ein „Pro Exzellenzia“-Stipendium. Mehr als 950 Frauen profitierten bislang von den Qualifizierungsangeboten. Eine Stipendiatin besetzte in ihrem Fachgebiet die einzige Professur in Deutschland, eine andere übernahm die Geschäftsführung einer bekannten deutschen Stiftung.
Vielfältige Führungskultur
„Den häufigsten Coaching-Bedarf gibt es bei der Entwicklung von Karriere-, Bewerbungs- und Selbstvermarktungsstrategien“, erzählt Doris Cornils. Und auch die Reflexion von Geschlechterstereotypen und verinnerlichten Karriereblockaden seien immer wieder Thema. Die Teilnehmerinnen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaften, Architektur, Kunst sowie Geisteswissenschaften werden in Einzelcoachings bei ihrer Karriereentwicklung unterstützt, nehmen an Workshops sowie regelmäßig stattfindenden Vortragsveranstaltungen und Bewerbungsberatungen teil. Absolventinnen sollten sich direkt im Anschluss an ihr Studium mit ihren Führungs- und Karrierekompetenzen befassen und reflektieren, ob Führung eine Option sein kann. „Aufgrund ihrer Geschlechtersozialisation sind Frauen seltener bereit, Führung und Macht zu übernehmen“, sagt Anne-Kathrin Guder. Sie fordert: „Damit die nachfolgende Generation mit neuen Rollen- und Geschlechterbildern aufwächst und ein positives Verständnis von gemischtgeschlechtlicher Führungskultur erhält, sollte das Thema Gleichstellung Bestandteil der Bildungspolitik sein.“
2016 lag der Frauenanteil in Führungspositionen bei deutschen Unternehmen ab 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei 16,9 Prozent, so das Ergebnis einer Umfrage der Hamburger Wirtschaftsauskunftei Bürgel. „Die berufliche Gleichstellung steht auf der Agenda vieler Unternehmen, oft dient sie jedoch nur der Imagepflege“, sagt Cornils. „Nur wenn die Führungsspitze Chancengleichheit ernsthaft verfolgt, ändern sich die sogenannten Unconscious Bias – also unbewusste Vorannahmen – in der Unternehmenskultur.“